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Florian Haller

Malerei, N.O.08

Florian Hallers Bilder wirken nach, ganz anders als die meisten medialen, digitalen Bilder. “Die Wahrnehmung digitaler Bilder vollzieht sich als Ansteckung, als Affektion, als unmittelbarer Kontakt zwischen Bild und Auge. Darin besteht ihre Obszönität. Ihr fehlt jede ästhetische Distanz.“ * Haller setzt genau diese ästhetische Distanz absolut. Seine Bilder folgen ausschließlich einer malerischen Logik, dienen sich unserem gewohnten Sehen nie an. Hier werden keine alltäglichen Bildwelten in die Kunst kopiert. Ein wiedererkennendes Sehen muss deshalb notwendigerweise Scheitern. Haller weiß um die Grenzen zwischen Kunst und Wirklichkeit sehr genau und überschreitet sie sehr bewusst nicht. Diese Grenzziehung ist in einer Zeit, in der wir uns durch die penetrante Hyperpräsenz aller noch so grausamen (oder schönen) Bilder völlig abstumpfen lassen, immer bedeutsamer. Denn die „ästhetische Grenze, die als Grenze oder Übergang existiert, ist nur um den Preis einer kunstlosen Kunst auf die Wirklichkeit hin zu überschreiten. ... Die Beseitigung der ästhetischen Grenze ist die Beseitigung der Möglichkeit, über Wirklichkeit anders als in Kategorien der Wirklichkeit zu reden.“ *
Wir sollten uns aber eben diese Möglichkeit nicht nehmen lassen.

Jörg van den Berg 

* Byung-Chul Han: Die Errettung des Schönen Frankfurt am Main/ Fischer, 2015, S.48f
** Gottfried Boehm: Zur Dialektik der ästehetischen Grenze: Überlegungen zur gegenwärtigen Ästhetik im Anschliss an Josef Albers. In: Neue Hefte für Philosophie 5/1973, S.118-138, hier S. 120